ABGESCHLOSSENE PROJEKTE
Kambodscha
Risikoaufklärung und nicht-technische Erhebungen, Matching Fund 2023
Hintergrund
Die turbulente Konfliktgeschichte - erst der Vietnamkrieg, dann ein jahrzehntelanger Bürgerkrieg und anschliessend die Schreckensherrschaft der Roten Khmer - hat in Kambodscha ein riesiges explosives Erbe hinterlassen. Die US-Luftwaffe warf mehr als 660’000 Tonnen Bomben über dem Land ab. Die vollständige Räumung wird noch Jahrzehnte dauern.
Aktivitäten
2023 führte WoM ein Projekt mit der Mines Advisory Group (MAG) durch, einer internationalen Organisation, die schon seit 1992 im Land aktiv ist. MAG konnte dank WoM zwei zusätzliche Sensibilisierungs-Teams in der Provinz Ratanak Kiri im Nordosten Kambodschas rekrutieren, ausbilden und einsetzen. Diese führten Risikoaufklärung durch, dazu auch nicht-technische Untersuchungen (NTS), um kontaminierte Gebiete einzugrenzen. Bei Bedarf folgten technische Untersuchungen (TS) zur Lokalisierung der Sprengkörper und deren Räumung. Die Aktivitäten von MAG trugen dazu bei, die Lebensgrundlagen der Bevölkerung wieder nutzbar zu machen.
Ukraine
Ausbildung Minenräumung und Risikoaufklärung, Nothilfe 2022
Hintergrund
Der Krieg in der Ukraine hat dazu geführt, dass das Land sehr stark mit Minen und explosiven Kampfmittelrückständen kontaminiert ist. Die Hinterlassenschaften des Kriegs verstärken die humanitäre Katastrophe und werden die Ukraine noch für Monate, Jahre oder Jahrzehnte belasten. Aktuell arbeiten viele andere Organisationen vor Ort und die Finanzierung ist hoch. Deshalb hat sich Welt ohne Minen wieder aus der Ukraine zurückgezogen.
Aktivitäten
Als Nothilfe gleich nach Kriegsausbruch im Februar 2022 finanzierte Welt ohne Minen zwei Projekte: Um die Menschen vor den Gefahren zu warnen, hat Welt ohne Minen eine Risiko-Aufklärung auf Social Media ermöglicht. Auf Facebook und Instagram wurden Anzeigen geschaltet, um die Menschen vor dem Anfassen und Aufheben von Kampfmitteln zu warnen. Dank Welt ohne Minen konnten die Warnhinweise als Videos weiterentwickelt werden – sie wurden bis über 400 Millionen Mal gesehen.
Ausserdem finanzierte Welt ohne Minen ein zweimonatiges Training, welche durch unsere Partnerorganisation The Halo Trust organisiert und durchgeführt wurde. So konnten 132 Entminerinnen und Entminer in allen Aspekten der Kampfmittelbeseitigung inklusive sogenannte «Battle Area Clearance –BAC» und «Explosive Ordnance Disposal –EOD» ausgebildet werden und machten sich sofort nach dem Training an die Räumung der explosiven Kampfmittel.
Digitale Risikoaufklärung
mit Schattenpuppentheater-Videos, 2021-2022
Hintergrund
Seit 2013 hat sich die Anzahl der Minenopfer weltweit leider verdoppelt. Bei 50 Prozent aller Minenunfälle mit Zivilpersonen sind Kinder und Jugendliche betroffen. Allzu häufig wollen Kinder mit gefundenen Minen oder anderen Sprengkörpern spielen. Oft dauert es nach einem Konflikt Jahrzehnte, bis Minen geräumt werden. Deshalb ist die Aufklärung über die Gefahren und die richtigen Verhaltensweisen essenziell, um Leben zu retten. Dazu sind innovative Ansätze gefragt.
Aktivitäten
Welt ohne Minen führte dieses Projekt zur digitalen Risikoaufklärung in Zusammenarbeit mit MAG (Mine Advisory Group) durch. Vier einminütige Onlinevideos im Stil eines Schattenpuppentheaters wurden realisiert, die über die Gefahren von explosiven Kampfmitteln informieren. Umgesetzt wurden die Videos von der Arab Puppet Theatre Foundation (APTF), einer 2008 im Libanon gegründeten NGO mit breiten Erfahrungen in der Umsetzung verschiedener Sensibilisierungsprojekte.
Die entstandenen Videos können in verschiedenen regionalen Kontexten eingesetzt werden, da sie genderneutral, religions- und regionsunabhängig sind. Weil die Botschaften prägnant, einfach verständlich und kultursensibel sind und die Verbreitung mittels digitaler Kanäle wie Social Media erfolgt, können viel mehr Menschen erreicht werden als mit den üblichen physischen Versammlungen. Die Videos werden nun in Ländern wie dem Irak, im Libanon, in Syrien und in Vietnam verbreitet.
Bosnien-Herzegowina
Minenräumung, 2005-2019
Hintergrund
Nach dem Krieg von 1992–1995 gab es in Bosnien-Herzegowina knapp eine Million Landminen. 2018 bedrohten noch immer ungefähr 80 000 Landminen und Kampfmittelrückstände mehr als eine halbe Million Menschen – fast 15 % der Bevölkerung. Sie erschweren eine landwirtschaftliche Nutzung und verlangsamen die Entwicklung der betroffenen Regionen. Bosnien-Herzegowina gilt als das am stärksten kontaminierte Land in Europa.
Aktivitäten
Ab 2005 unterstützte WoM Entminungsprojekte in Zentralbosnien, zuerst in der Gemeinde Donji Vakuf und seit 2017 in Gornji Vakuf-Uskoplje. Die Priorität der Entminung wurden vom Minenzentrum BHMAC (Bosnia and Herzegovina Mine Action Centre) zusammen mit der betroffenen Gemeinde festgelegt. Ab 2007 führte unsere lokale Partnerorganisation «Pazi Mine Vitez» die Räumung durch. Jährlich konnten bis zu drei Minenfelder geräumt und 100 000 bis 200 000 Quadratmeter wertvolles Agrarland freigegeben werden. Dies gab Familien in der strukturschwachen Region die Möglichkeit, mit landwirtschaftlichen Produkten Einkommen zu erwirtschaften.
SMART-System für Minensuchhunde
Hintergrund
Hunde gelten als sehr zuverlässig und werden schon seit langer Zeit zum Aufspüren von Sprengstoffen eingesetzt. Die Minensuche ist jedoch recht aufwändig, weil die Vegetation vorher entfernt werden muss und die Hunde nach einem genauen Schema an der Leine kleinräumige Parzellen absuchen.
Aktivitäten
Das SMART-System bringt die Entminung mit Hunden einen bedeutenden Schritt weiter: Es besteht aus einer Kamera und einem GPS, das dem Hund wie ein Rucksack umgebunden wird. Die Hunde können so das Gelände freilaufend auf Minen absuchen, während der Hundeführer auf dem Smartphone jede Bewegung verfolgt und Minenfunde in eine Karte einzeichnet. Das erlaubt eine deutlich schnellere und effizientere Überprüfung von möglicherweise verminten Gebieten und Eingrenzung der Kontaminierung. Entminungsaktivitäten können dort ganz gezielt vorgenommen werden. Die Hunde setzen sich während der Suche keiner Gefahr aus, da sie in intensivem Training ausgebildet werden und lernen, wie sie sich auf vermintem Gelände sicher bewegen können. Im Idealfall kann die Minensuche durch den Einsatz der SMART-Systeme bis zu 50 Prozent günstiger werden.
Das SMART-System steht für Schweizer Innovation: Es wurde vom Genfer Internationalen Zentrum für Humanitäre Minenräumung (GICHD) in Zusammenarbeit mit Digger DTR in Tavannes entwickelt. Welt ohne Minen ist von der Effizienz der GPS Technologie überzeugt und finanzierte die Entwicklung der ersten SMART-Systeme.
Fotos: Copyright@Johannes Müller
Bergkarabach
Räumung von Streumunition, 2016-2017
Hintergrund
Der Streit um die Region Bergkarabach (Nagorno Karabakh) im Südkaukasus dauert schon seit Jahrzehnten an. Der Krieg zwischen 1992-1994 forderte 30‘000 Tote und hatte Hundertausende von Flüchtlingen zur Folge. Am 1. April 2016 entbrannten erneut heftige Kämpfe, die am 5. April durch ein Waffenstillstandsabkommen beendet wurden. Nebst schweren konventionellen Waffen entlang der Kontaktlinie wurden auch Streumunition durch Artilleriegeschosse des Typs LAR 160 eingesetzt.
Aktivitäten
Welt ohne Minen arbeitete in Bergkarabach mit The HALO Trust zusammen. Ein achtköpfiges Entminungsteam räumte systematisch die kontaminierte Fläche von 862‘000 m2 rund um die beiden Dörfer Nerkin Horatagh und Mokratagh. Ein zweites Team bestehend, aus fünf Mitgliedern, führte auf Anfrage von Landnutzern Soforteinsätze durch, um gesichtete Kampfmittel zu beseitigen. Dieses Team sensibilisierte auch die betroffene Bevölkerung für die bestehende Gefahr.
Somaliland
Minenräumung und Sensibilisierung, 2011-2013
Hintergrund
Die Republik Somaliland ist eine völkerrechtlich zu Somalia gehörende autonome Region im Nordosten von Somalia. Im Jahr 1991 erklärte Somaliland einseitig seine Unabhängigkeit von Somalia, welche jedoch nie international anerkannt wurde. Die vergleichsweise stabile und friedliche Republik ist sehr arm und die Bevölkerung leidet oft grossen Hunger. Deshalb horten Zehntausende Menschen nicht explodierte Munition aus den Grenzkriegen mit Äthiopien in ihren Häusern oder Stallungen. Die Bevölkerung hofft, das Metall der Minen und Geschosse verkaufen zu können - oft ist sie sich der davon ausgehenden Gefahr nicht vollumfänglich bewusst. Deshalb ist Aufklärung dringend notwendig.
Aktivitäten
In Zusammenarbeit mit der Danish Demining Group (DDG), unserem Partner vor Ort, wurden zwischen 2011 und 2013 viele Sensibilisierungsworkshops für die Zivilbevölkerung durchgeführt. Da das Schulungsteam aus vorwiegend lokalen Mitarbeitenden bestand, konnte es schnell das Vertrauen der Dorfbewohner gewinnen. Zahlreiche Munitionsdepots wurden von Betroffenen preisgegeben. Die explosiven Munitionsrückstände wurden von Fachleuten zerstört oder entschärft und anschliessend an einem sicheren Ort gebracht.
Burundi
Entminung, Sensibilisierung und Personalschulung, 2007-2008
Hintergrund
Burundi ist das am dichtesten bevölkerte Land in ganz Afrika und eines der ärmsten Länder weltweit. Knapp 70% der Menschen sind von der Armut unmittelbar betroffen. Rund 40% der Landfläche werden in Burundi für die Landwirtschaft und als Weideland gebraucht.
Mehrere Konflikte hinterliessen seit den 1970er Jahren zahlreiche Landminen und Kriegsmunitionsrückstände.
Aktivitäten
Welt ohne Minen unterstützte die Arbeit der FSD (Fondation Suisse de Déminage) und des MACC (Burundi Mine Action Center). Insgesamt wurde eine Fläche von 23'038 m2 geräumt. Durch die Entminung wurde der Zugang zur Wasserversorgung wieder gewährleistet, Schulgebäude und umliegendes Gelände wurde gesäubert, elektrische Leitungen konnten wieder in Gebrauch genommen werden und vor allem konnte landwirtschaftlich nutzbares Gebiet der Bevölkerung zurückgegeben werden. Ebenfalls Gegenstand dieses Projektes war die Gefahrenschulung für die ansässige Bevölkerung sowie Auffrischung der Kenntnisse in erster Hilfe für die Entminungsteams. Die Gesamtkosten beliefen sich auch CHF 143'000.
Aserbaidschan
Emergency Response Team, 2007-2008
Hintergrund
Der Streit zwischen Armenien und Aserbaidschan um die Region Bergkarabach führte 1992 zu blutigen Auseinandersetzungen. 1994 erfolgte eine fragile Waffenruhe zwischen, jedoch stehen sich Bergkarabach und Aserbaidschan seither an der militarisierten Zone (sogenannte „Line of Contact“) bewaffnet gegenüber. Durch den Konflikt ist die Grenzregion stark vermint und mit anderen explosiven Kampfmittelrückständen kontaminiert.
Aktivitäten
Welt ohne Minen förderte ein Emergency Response Team (ERT) in Aserbaidschan, welches aus besonders hoch qualifizierten Entminern der «Azerbaijan National Agency for Mine Action» bestand. Dieses räumte zwischen 2007 und 2008 eine Fläche von 778'855 Quadratmetern. Insgesamt 49 Häuser, drei Gärten, drei Schulhäuser und deren Umgebung wurden gesäubert und von explosiven Kriegsrückständen befreit. Grundstücke für den Wiederaufbau von Häusern, Zufahrtsstrassen und Felder für die Selbstversorgung von insgesamt 1'200 Menschen wurden wieder zur Nutzung freigegeben. Die Kosten beliefen sich auf gut CHF 355'500.
Kambodscha
Material zum Entminen eines Schulgeländes, 2004
Hintergrund
Von den 1960er-Jahren bis 1998 kämpften verschiedene Gruppierungen blutig um die Herrschaft in Kambodscha. Bis heute sind geschätzte 2‘000 Quadratkilometer mit Minen und Kriegsmunitionsrückständen kontaminiert.
Aktivitäten
2004 erhielt die Stiftung Welt ohne Minen eine Anfrage von CO-OPERAID, welche eine Schule in Kambodscha bauen wollte. Zuvor musste jedoch das Gelände entmint werden. Welt ohne Minen finanzierte Material für die Entminungsorganisation MAG (Mine Advisory Group) im Gesamtwert von CHF 36’000: Sicherheitswesten, Helme, Generatoren, Funkgeräte und drei Motorräder.
Mosambik
Entminung und Sensibilisierung, 1999-2010
Hintergrund
Zwischen 1977 und 1992 litt Mosambik unter einem Bürgerkrieg. Als Folge der jahrelangen Konflikte waren grosse Teile des Landes mit Minen kontaminiert. Heute gilt das Land als Minenfrei. Bis 2011 betrieb Welt ohne Minen eine Zweigstelle in Mosambik, um die Arbeiten vor Ort besser koordinieren und überwachen zu können.
Aktivitäten
WoM führte von 2009-2010 eine Minenschulung im Radio durch, um die Bevölkerung in abgelegenen, ländlichen Regionen von Mosambik für die Minengefahr zu sensibilisieren. Durch das Radio können in Mosambik ca. 60-70% der Menschen erreicht werden. Die Sendungen wurden in Portugiesisch sowie in vier lokalen Dialekten ausgestrahlt. Ausserdem finanzierte WoM finanzierte die Gefahrenschulung in abgelegenen Gebieten durch Kino und Theater. Im Jahr 2000 förderte WoM das Buchprojekt «Vergessene Minenfelder» über das Vorgehen bei der humanitären Minenräumung am Beispiel Mosambik. Von 1999-2008 unterstützte WoM vier verschiedene Entminungsprojekte bei denen insgesamt 1’297’050 Quadratmeter geräumt wurden.
Albanien
Anschaffung von Fahrzeugen, 2000-2001
Hintergrund
Die blutigen Konflikte in den 1990ern hinterliess in Albanien zahlreiche Minen und andere explosive Kriegsmunitionsrückstände. Im Jahr 2000 begann der Schweizerische Verband für Minenräumung (SVM) ein Entminungsprojekt im Grenzgebiet Kosovo-Albanien zu evaluieren. Da sich das IKRK sehr gefährlichen Arbeitsbedingungen gegenübersah, erteilte es dem SVM den Auftrag, den Hilfsteams drei Mannschaften zur Begleitung an ihre Einsatzorte zur Verfügung zu stellen.
Aktivitäten
Die Stiftung Welt ohne Minen unterstützte die Aktivitäten des Schweizerischen Verbands für Minenräumung durch die Finanzierung von Fahrzeugen: 2001 konnte so ein Lastwagen im Wert von CHF 15'000 angeschafft werden. Im Jahr zuvor wurde der Kauf von 4 Toyotas für den Einsatz im Grenzgebiet zum Kosovo (CHF 10'000) ermöglicht.
Schweiz
1997-2008
Sensibilisierung der Schweizer Bevölkerung, 1997-2008
Mittels Pressearbeit und verschiedenen Aktionen informierte Welt ohne Minen Behörden, Medien, Organisationen und die Schweizer Bevölkerung über die Situation in verminten Gebieten. Zusätzlich wurden generelle Entwicklungen in der Minenproblematik dokumentiert.
Technische Entwicklung einer Entminungs-Maschine, 2004-2006
Die Organisation Digger DTR, Tavannes, ist in der Minenräumung tätig. Eine Gruppe junger, enthusiastischer Ingenieure entwickelte in monatelanger, zum Teil unbezahlter Arbeit ein kostengünstiges Panzer-Minenräumgerät, das handlicher und gegen Druckwellen resistenter ist als die bis anhin bekannten. Welt ohne Minen förderte das Projekt mit CHF 25'000.